Da ich immer wieder danach gefragt werde, was denn mit dem armen Ben passiert ist und wie es ihm geht, habe ich mich dazu entschlossen hier etwas über Ben`s Krankheitsverlauf zu berichten. Vielleicht hilft es auch anderen Hundebesitzern, diese Krankheit schneller zu erkennen und in den Griff zu bekommen.

Begonnen hat die ganze Misere nach Weihnachten 2012.

Der hot spot (englisch für: heißer Fleck) ist eine stark juckende Hauterkrankung, die im Grunde genommen über Nacht entsteht. So war es auch bei Ben. Da er nicht zum ersten Mal einen hot spot hatte, der ohne Antibiotika zurückging, haben wir den Rat des Tierarztes den wir während des Urlaubs aufgesucht haben befolgt und die Stelle mit Tannolact Bädern und Salbe behandelt. Seine Diagnose: juckendes Ekzem.

Auf den ersten Blick erkennt man beim hot spot nur die miteinander verklebten, nassen Haare und Ben`s Haut darunter war gerötet. Es trat ein teils wässriges, aber auch eitrig-schmieriges Sekret aus. Durch den starken Juckreiz hat er sich häufig gekratzt, so dass sich die Erkrankung sehr schnell ausbreiteten konnte. Es begann mit einer kleinen Stelle an der Wange und breitete sich dann immer mehr bis zum Hals aus. Als es nicht besser wurde ging es wieder zum Tierarzt. Ben bekam eine Antibiotika Spritze (Convenia), deren Wirkung 14 Tage anhält. Die Haut wurde oberflächlich mit Fucidine Salbe behandelt. Innerhalb weniger Tage kamen weitere verdickte, nässende Stellen im Kopf-und Halsbereich dazu, die Haare gingen allmählich an verschiedeen Körperstellen büschelweise aus.



Haarausfall aber keine Entzündung der Haut, sieht noch harmlos aus...

Zur Unterstützung der Therapie wurde er homöopathisch behandelt und eine Bioresonanztherapie gemacht.

Die Antibiotika Behandlung beim Tierarzt wurde fortgesetzt mit 10 Tabletten Therios 750. Nun wurde beim TA noch ein Hautgeschabsel abgenommen. Das Resulat zeigte, dass Ben  enorm viele Demotex Milben hatte. Diese Milbenart lebt in der Tiefe der Haarwurzeln und in den Talgdrüsen. Alle normalen Hunde haben eine kleine Population an Demodexmilben, aber nur bei manchen Tieren kommt es zum Ausbruch einer Erkrankung durch die massive Vermehrung der Milbenpopulation. Um den Milben den Garaus zu machen verabreichten wir ihm alle 14 Tage jeweils 1 Ampulle  das Milbenmittel Certifect L (insgesamt 3 Ampullen). Die Blutentnahme und das Geriatrie Profil zeigte keine gravierende Störung.

Bereits nach der 1. Gabe Certifect explodierte Ben`s Haut förmlich, wurde feuerrot und er bekam die ersten dicken Pusteln. Aber wir mussten die Milben ja irgendwie töten, darum bekam er das Mittel weiter. Nachdem es nicht besser wurde haben wir den TA gewechselt. Seine Empfehlung war von Certifect auf Advocate umzustellen, Ceterizin gegen den Juckreiz, wöchentlich eine Injektikon Zylexis zum Aufbau des Immunsystems und als Nahrungsergänzung DermaSterol forte. Anfang März bekam er die 1. Ampulle Advocate. Er sollte das Advocate von nun an wöchentlich bekommen bis zur Besserung. Danach ging es erst richtig los, die Haare fielen immer mehr aus, die Haut war feuerrot, teilweise dünn wie Pergament. Die Haut ist regelrecht aufgebrochen und blutete.



Überall dicke Pusteln und entzündete Haut. Die Innenseiten der Schenkel komplett offen!

Nach der 2. Ampulle Advocate wurde das Ganze noch schlimmer! Seine linke vordere Pfote entzündete sich. Zwischen den Zehen schaute das pure Fleisch heraus. Die Zehen waren dick angeschwollen, einfach schrecklich :-( Also wieder zum Tierarzt... Ben sollte wieder Antibiotika bekommen und wir dachten in dem Moment, dass kann es doch nicht sein... Immer werden nur die Symptome behandelt aber nicht die Ursache. Sein Immunsystem schien immer mehr zusammenzubrechen... :-( Den TA darauf angesprochen sagte er wir könnten natürlich auch versuchen, die Entzündung homöopathisch zu behandeln. Uns war klar, so kann es auf keinen Fall weitergehen, wir müssen andere Wege gehen.



Alles offen an Schultern, auch und zwischen den Schenkeln...

Unser Hoffnungsschimmer, ein Tierheilpraktiker der anscheinend bei manchen Tieren schon wahre Wunder vollbracht hat. Sein Befund: totaler Zusammenbruch des Immunsystems - als Folge der Unterdrückung des hot spots und daraus resultierte die enorme Vermehrung der Milben. Behandlung: 3 x wöchentlich Spritzen mit ?, Hund täglich duschen mit Niem-Tiershampoo, Pfote mehrmals täglich in Fenchelöl baden, kahle Hautstellen mit Fenchelöl betupfen damit die Milben unter dem Öl absterben, trockene Hautstellen mit Fenchelsalbe eincremen. Seine Pfote wurde mit Aluminium-Spray mehrmals behandelt. Wir waren 3 x die Woche dort, Ben wurde gepflegt wie ein Baby "baden, cremen, salben, ein fulltimejob". Aber es wurde nicht besser, im Gegenteil! Die Erklärung des HP lautete: Die Verschlechterung der Haut sei ganz normal,  der Körper wolle die toten Milben abstoßen. Das Ganze sei ein völlig normaler Heilungsprozess "von innen nach außen" und seine  Pfote (die inzwischen aussah als würde sie ihm abfaulen und dementsprechend nach Verwesung roch) sei das Ventil. Irgendwie war alles, was er uns erklärte einerseits verständlich, doch nachdem einfach keine Besserung eintrat wuchsen die Zweifel...

Aus falscher Rücksichtnahme auf unseren armen alten Ben hatten wir ihm "nur" eine aufblasbare Halskrause angelegt. Irgendwie schaffte er es dann aber eines Nachts den "Schwimmring" loszuwerden. Am nächsten Morgen hatte er sich die Pfote total blutig geleckt. Wieder waren wir an dem Punkt angelangt "so kann es nicht weitergehen!" Freitags hätten wir wieder einen Termin zum Spritzen beim HP gehabt, fassten aber Donnerstags (04.04.2013) den Entschluss, wir fahren jetzt sofort mit Ben in eine Tierklinik!

Gott sei Dank kann ich heute sagen, sind wir bei einer Tierärztin gelandet, die Ben vermutlich das Leben gerettet hat! Ben bekam endlich DAS richtige Antibiotika und DAS richtige Mittel um die Milben zu vernichten!

Medikamente: Cefaseptin Mite 120 g (Antibiotika) u. Schmerzmittel (Injektion) 2 x 1 und 2 x 1 1/4 (14 Tage lang), täglich 1 Schmerztablette Onsior (1 Woche lang) und gegen die Milben bekam (und bekommt er noch immer) 1,5 ml Ivermectin täglich.

Bereits nach 3 Tagen verschwanden die dicken blauroten und eitrigen Pusteln, die enorme Entzündung der Haut ging zurück, die Haut hörte auf aufzuplatzen und zu bluten, die Pfote wurde besser! Inzwischen haben wir den 25.04.2013 - 21. Tag der Behandlung. Ben bekommt weiterhin sein Ivermectin noch bis zur nächsten Kontrolle am 03.05.2013. Bei der nächsten Untersuchung wird ein weiteres Hautgeschabsel genommen um zu sehen, wie viele Milben überlebt haben. Seine ganzen offenen Wunden sind verheilt, die Pfote ist wieder zugeheilt aber noch leicht geschwollen.  Vor 3 Wochen hätten wir uns das nicht vorstellen können. Wir sind so froh und glücklich, dass es unserem "alten Männle" wieder so gut geht. Jetzt müssen nur noch die Haare wieder wachsen, dann ist er wieder "wie neu". Uns ist klar, dass irgendeine Krankheit dahinterstecken muss, "die Wurzel allen Übels". Seine Behandlung ist daher für uns mit der letzten Gabe Ivermectin nicht abgeschlossen. 



Die Entzündungen sind verschwunden, die offenen Wunden verheilt...

Ich habe einen sehr interessanten Beitrage im Internet zum Thema Demotex Milben gefunden. Ein Auszug daraus:

Hunde mit generalisierter Demodikose bedürfen einer spezifischen milbenabtötenden Behandlung. Diese kann entweder mit Amitraz (Ectodex) erfolgen oder mit oralen Medikamenten aus der Avermectin Familie (Ivermectin, Doramectin, Moxidectin). Neuere Studien haben topische Flohmittel (zB. Advocate, Stronghold) auf ihre Wirksamkeit gegen Demodikose untersucht. Leider ist die Erfolgsquote mit nicht einmal 50% eher bescheiden, weshalb diese Produkte für die Behandlung der generalisierten Demodikose nicht empfohlen werden.

Meine Anmerkung: Certifect ist genauso wirkungslos wie Advocate wenn der Hund so einen extremen Milbenbefall hat!

http://www.spezialistenklinik.ch/download/Demodikose.pdf

Ein kleiner Zweifel bleibt allerdings... War es wirklich ein hot spot oder war es bereits schon an Weihnachten 2012 eine lokale Demodikose aus der sich dann im Verlauf eine generalisierte Demodikose entwickelte?

Vergleicht man Bilder von hot spots mit den Bildern von Hunden die eine lokale Demokidose haben, erkennt man manchmal kaum einen Unterschied. Daher würde ich auf jeden Fall ein Hautgeschabsel abnehmen lassen wenn einer der anderen Hunden irgendwann einen hot spot bekommt.

Ich werde weiter berichten...



24.04.2013 - endlich kann er wieder mit den anderen Hunden mitlaufen, einen Schuh trägt er allerdings noch :-)



Erneute Vorstellung in der Tierklinik am 03.05.2013

Die Kontrolle des Hautgeschabsels zeigte, dass Ben noch immer zu viele Milben hat. Es sind zwar weniger geworden, aber immer noch zu viele :-(

Wir geben das Ivermectin jetzt noch weitere 2 Wochen. Ansonsten macht er einen guten Eindruck. Haut und Pfote sind völlig verheilt und ich die ersten kleinen Haare wachsen auch schon wieder nach :-) Alles in allem, sind wir nach allem was er mitmachen musste in den letzten Monaten total happy, dass es so gut ausging.



Juni 2013

ALLES IST GUT ! Ben geht es wieder prima und alle kahlen Stellen sind verschwunden :-)